Tankstelle der Deutsch-Amerikanischen-Petroleum-Gesellschaft (DAPG)

Geschichte

Mit den multifunktionalen Großtanks von heute hat die kleine Tanke an der Volmerswerther Straße 71 in Neuss Grimlinghausen so gar nichts gemein. Die Zapfsäulen sind abmontiert, die Preistafeln auch, das Kassenhäuschen ist dauerhaft verschlossen, Leuchtreklame fehlt, eine Zaunanlage trennt das Gebäude von Gehweg und Fahrbahn – und doch ist das Relikt aus früheren Zeiten unverkennbar eine Tankstelle gewesen – ein typisches Exemplar seiner Zeit, inzwischen aber aufs Wesentlichste reduziert.

Seit 1948 steht das schlanke elliptische Tankwärterhäuschen an seinem Platz, beherbergt Aufenthaltsraum, Nebenräume und einen Keller, fußt fest auf seiner sogenannten Tankinsel und lässt sich beschirmen von einem übergroßen Dach, das wie der Hut eines Pilzes auf einer stabilen Mittelstütze hockt. Lange ist’s her, dass ein zwischen den Stützen verglaster Zwischenraum die Leuchtschrift Esso getragen hat.

Im Auftrag der Deutsch-Amerikanischen-Petroleum-Gesellschaft (DAPG) – ein deutsches, 1890 in Bremen gegründetes Mineralölunternehmen, das seit 1950 Esso und seit 1999 Esso Deutschland heißt – hat der Architekt Philip Schmitz 1948 das kleine Bauwerk entworfen. Auch wenn der letzte Liter Benzin im Jahr 2000 an der inzwischen zur DEA gehörenden Tankstelle verkauft worden ist, so hat sich an Gestalt, Konstruktion und Material seit ihrer Entstehung nichts geändert.

„Sie repräsentiert einen frühen Tankstellentyp der Nachkriegszeit und dokumentiert die fortschrittliche Entwicklung auf dem Gebiet des Verkehrs und der Autoindustrie in der unmittelbaren Nachkriegszeit. Für die Erhaltung und Nutzung liegen wissenschaftliche, insbesondere architekturgeschichtliche sowie städtebauliche Gründe vor“, heißt es denn auch in der Beschreibung der Denkmalbehörde, die das charmante Bauwerk mit seinen roten, weithin leuchtenden Zierstreifen an Hut und Häuschen am 22. November 2000 in die Denkmalliste eintrug.

Seitdem ruhen die Geschäfte rund ums Benzin auf dem geräumigen Grundstück an der Volmerswerther Straße. Ein bisschen verloren steht die kleine Tanke nun da umgeben von automobilem Luxus, den ihr Besitzer hier anbietet.

Doch einmal noch wurde ihr ein unerwarteter Auftritt beschert.

Bis in die Schweiz hatte sich der Ruf der Denkmal-Tankstelle herumgesprochen. Als der Verlag Kein und Aber ein passendes Taschenbuch-Motiv für Robert Seethalers Roman „Die weiteren Aussichten“ suchte, da fiel die Wahl auf die Schöne aus Neuss. So darf sie nun seit einigen Jahren, verewigt auf dem Cover eines Romans, von ihren besseren Zeiten träumen – mit den Zapfsäulen rechts und links von der Tür. Und auch das Eimerchen mit dem Fensterreiniger darin fehlt nicht.

Karte

Volmerswerther Straße 71
Neuss Grimlinghausen