Wasserwerk Broichhof

Geschichte

Das Wasserwerk Broichhof im Stadtteil Morgensternsheide wurde 1912/13 im kurz zuvor südlich des Nordkanals angelegten Neußer Stadtwald errichtet und am 22. August 1914 in Betrieb genommen. Der Name rührt her von einem bereits im 14. Jahrhundert nachgewiesenen Gut des Quirinusstiftes, auf dessen Gelände der Stadtwald liegt. Die 1912 von der Stadt Neuss erworbene Hofanlage befand sich südöstlich vom Wasserwerk und diente später als Ausflugsgaststätte mit dem Namen „Waldesruh“; 1961 wurde sie abgebrochen.

Das in mehreren Brunnenschächten gewonnene Grundwasser wird im Pumpenhaus des Wasserwerks zusammengeführt und von dort in das Netz eingespeist. Von Beginn an wurden die Pumpen elektrisch betrieben. Zur ständigen Überwachung entstand gegenüber dem Maschinenhaus ein Wärterhaus in Form eines Einfamilienhauses. Das Wasserwerk wurde im Laufe der Zeit mehrfach modernisiert und mit Anlagen zur Reinigung des Wassers ausgestattet. Bei Instandsetzungsarbeiten des Gebäudes in den 1970er? Jahren wurden die auffälligen, in den Dachbereich reichenden Fenster des Pumpenhauses vereinfacht; die Gauben auf dem Hauptdach und über dem Anbau entfielen; statt des Schiefer- wurde ein rotes Ziegeldach aufgebracht.

Ein späterer Anbau nahm Anlagen zur Stromversorgung auf; ihm fiel das hintere der beiden Eckfenster zum Opfer. Von den Stadtwerken Neuss wurde vor dem Gelände eine Pumpe mit Elektromotor von 1949 aus dem Wasserwerk Weingartstraße aufgestellt, ausserdem auf Initiative der Heimatfreunde Neuss anläßlich des 80jährigen Bestehens des Werks 1994 ein Trinkbrunnen.

Im Jahre 2020 wurde das Wasserwerk in die Denkmalliste der Stadt Neuss eingetragen.  

Beschreibung

Das Hauptgebäude des Wasserwerks besteht aus einem Maschinensaal auf rechteckigem Grundriss mit hohem Walmdach, dass an der nördlichen Schmalseite über einen niedrigeren Anbau abgeschleppt ist, der auch den Eingang enthält. Im Anbau befinden sich der Aufenthaltsraum für das Personal sowie der Durchgang zum Pumpensaal. Diesen betritt man auf Höhe einer Empore, von wo aus der Blick in den niedriger gelegenen Hauptraum fällt.

Drei schlanke, hochrechteckige Fenster erhellen auf den beiden Längsseiten den Saal, dessen Decke gewölbeartig in den Dachraum eingreift. Auf gestuft angeordneten Basaltlavablöcken ist an den innen verputzten Wänden eine Kranbahn aufgelagert, über die ein beidseitig aufgelagerter elektrischer Kran bewegt werden kann. In den dunkelroten Ziegelwänden der Außenfassade sind diese Konsolen als bossierte, flache Einfügungen auf etwa dreiviertel der Wandhöhe sichtbar und flankieren die drei Fensterbahnen, die ursprünglich hinter der Dachtraufe nach oben durchliefen und über einem horizontalen Abschluss von geschweiften Schieferhauben bekrönt wurden.

Als horizontales Gegengewicht ist der Anbau in um die Hausecke geführte, erkerartige Fensterstreifen geöffnet, die vom Taufgesims und dessen Fortsetzung überfangen werden. Die glatten, ohne Sockel bis auf den Boden hinabgeführten Backsteinwände mit ihren dunklen Torfbrandziegeln, die breiten, profilierten weißen Holzgesimse und -Gewände, die kleinteilig gerasterten weißen Sprossenfenster sowie das ursprünglich verschieferte, dunkel glänzende Dach erinnern an zeitgenössische niederländische und englische Vorbilder. Stadtbaurat Carl Sittel reiht sich damit in die damals verbreitete Bewegung zugunsten niederrheinischer Regionalformen der Architektur ein, die er mit Zitaten aus Barock und Jugendstil verbindet.                  

Internet

Literatur

  • Huck, Jürgen; Carprasse, Axel; Stadtwerke Neuss (hg.): Wasser für Neuss von der Römerzeit bis zur Gegenwart / 100 Jahre Wasserversorgung in Neuss, Neuss 1982
  • Metzdorf, Die Straßen von Neuss, Neuss 2019, S. 256
  • Gutachten LVR-ADR (N. Fröhlich)

Karte

Am Stadtwald
41462 Neuss (Morgensternsheide)