Geschichte
Der Genuss und die Produktion von Altbier werden in der Regel mit Düsseldorf in Verbindung gebracht. Es verwundert daher, wenn man erfährt, dass das die älteste Altbierbrauerei im linksrheinischen Korschenbroich zu finden ist. Hier beruft sich die Boltenbrauerei auf eine seit 1266 währende ununterbrochenen Brautradition und damit auf das Recht sich als die älteste Altbierbrauerei der Welt zu bezeichnen.
Die Tradition der Brauerei Im Dom reicht nicht so weit zurück. Hier wird „erst“ seit Anfang des 17. Jh. Altbier gebraut. Das Jahre 1601 hat sich als Gründungsjahr der Brauerei eingebürgert, obwohl erst in den Steuerbüchern des Jahres 1607 ein Veit Kirchhoff in dem Haus nachgewiesen wird, der aber schon 66 Sack Malz verarbeitete und damit zu den größten Brauern der Stadt gehörte.
Der Hausname, der sich wahrscheinlich von Domus = Haus ableitet ist jedoch schon älter. Bereits im Jahre 1584 sollen hier Ratssitzungen stattgefunden haben. Dieser Umstand deutet darauf hin, dass es sich bei dem Gebäude schon damals um eine Gastwirtschaft gehandelt haben mag. Ob die Brauerei erst um 1600 dazukam, oder vorher keine Erwähnung fand, kann offenbleiben.
Einen Einblick in das Aussehen des Hauses erlaubt ein Erbvertrag aus dem Jahre 1791. Zu diesem Zeitpunkt handelt es sich noch um eine weitgehend landwirtschaftlich geprägte Liegenschaft, zu der noch 8 ½ Morgen Ackerland gehören. Das Grundstück ist mit einem Wohnhaus, einer Scheune und einem Stall bebaut. Im Hof befindet sich ein sog. „Stockhaus“ in dem Brot gebacken, Bier gebraut und Brandwein destilliert wurde. Der gesteigerten Nachfrage infolge steigender Bevölkerungszahlen geschuldet, wird diese alte Braustätte 1867/68 durch einen 2-geschossiger Neubau ersetzt. Im Erdgeschoss wird die neue Brauerei eingerichtet. Der große Gewölbekeller dient fortan der Lagerung des Bieres.
Die straßenseitigen Bauten werden in den 1930er Jahre tiefgreifend verändert. Der damalige Eigentümer Heinz Wirtz, hat Anfang der 1930er Jahre die Gelegenheit das Nachbargebäude Michaelstraße 75 zu erwerben. 1935 stellt er einen Bauantrag zum Neubau dieses Hauses und zur Zusammenlegung mit der Nr. 77 im Erdgeschoss. Bei den Bauarbeiten, bei denen die Fassade der Nr. 75 auf eine Flucht mit dem Nachbargebäude vorgezogen und neu gestaltet wird, bleiben im Wesentlichen nur die Kellergewölbe erhalten. Hier wird ein Luftschutzraum eingerichtet. Wie an der unterschiedlichen Fensterverteilung in Äußeren ablesbar, entstehen im Inneren durch den Umbau unterschiedliche Geschosshöhen. Die wandfeste Ausstattung der Gasträume wird im Zuge der Bauarbeiten ebenfalls neu gestaltet. Die Gasträume werden in „altdeutscher“ Manier mit „Kölner Decken“, hölzernen Wandverkleidungen und einer großen indirekt beleuchten Stuckvoute im Erdgeschoss ausgestattet.
Das Gasthaus und die Brauerei „Im Dom“ erhalten durch diese Baumaßnahme sein bis heute weitgehend erhaltene Aussehen. Sie ist heute eine der wenigen Brauereigaststätten, bei denen das Bier noch in einer rückwärtigen Hausbrauerei hergestellt wird. Diese Kombination von Braustätte und Ausschank war bis zur Herausbildung der Großbrauereien und deren Expansion die übliche Form von Gaststätten. Heute haben sich nur noch wenige dieser traditionellen Hausbrauereien erhalten. Zu ihnen gehören z.B. noch die Altbierbrauereien „Im Füchschen“ und die Hausbrauerei „Zum Schlüssel“ in Düsseldorf, oder die Brauerei Päffgen in Köln.
Die Brauerei „Im Dom“ ist jedoch die Älteste ihrer Art im Rheinland und gehört heute zu den beliebtesten Traditionsgaststätten der Stadt.
Literatur:
- C. Paus& B. Spies, Altbier in Neuss, Köln 2013
- C. Pause, „Im Dom“ – Altbierbrauerei seit 1607, in: Neuss & da Altbier, Neuss 2013
Karte
Michaelstraße 75 – 77
41460 Neuss